Frauenverein Wasbek

 

Unsere Geschichte

Am 21. Oktober 1945 fand die Gründungsversammlung statt. Zu einer Zeit, als die Bundesrepublik  Deutschland vor dem Neubeginn stand.
Eigentlich war es eine Wiedergründung. Verantwortungsbewusste Frauen in unserem Dorf hatten schon vor dem 1. Weltkrieg, anfangs dieses Jahrhunderts, einen Verein gegründet. Damals galt es, den vielen Armen, Kranken-u. Bedürftigen, vor allem aber den im Krieg 1914-1918 verwundeten und erkrankten Soldaten zu helfen. Dieser humanitäre Gedanke war die Urquelle der männlichen DRK-Bereitschaft. Die entsprechende Organisation für Frauen, „der Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz“ folgte später.
Den Frauen wurde zum ersten Mal ermöglicht, ein soziales Engagement zu zeigen.
Schon während des 1. Weltkrieges gab es reichsweit 262 Frauenvereine mit 60.000 Mitgliedern. Leider existieren keinerlei Protokolle, Aufzeichnungen oder Mitgliedslisten aus dieser Zeit.
Ein eindeutiger Beweis für die Existenz unseres Vereins ist ein alter Schrank, der zurzeit im Vorraum unseres Gemeindebüros steht mit der Aufschrift „Margarethenspende Frauenverein Wasbek“.
Margarethe Jacobsen war die einzige Tochter des Landmanns Johannes Jacobsen aus Saustrup in Angeln. Sie war an Schwindsucht erkrankt und hatte die Eltern gebeten, ihr keinen Stein aufs Grab zu setzen, sondern lieber etwas für Kranke und Leidende zu tun. Sie starb 1883 im Alter von 23 Jahren.
Der Vater erfüllte den Wunsche und ließ zunächst einen Schrank anfertigen und mit allen notwendigen Dingen, die man für eine Krankenpflege benötigt, einrichten. Er nannte ihn nach seiner Tochter Margarethenspende und schenkte ihn seiner Heimatgemeinde Noderbrarup.
Bis 1899 hatte Joh. Jacobsen 140 Schränke selbst finanziert. Wegen der großen Nachfrage gründete er den Verband der Margarethenspenden und übernahm den Vorsitz. Zum Vorstand gehörten vaterländische Frauenvereine und die Landesversicherungs-anstalt, um die Finanzierung zu sichern. Der Preis pro Schrank betrug 200,--Mark. Insgesamt wurden 758 Schränke registriert und organisatorisch betreut von den Kirchengemeinden, Schulen, Schwesterstationen und Frauenvereinen. Sie waren verpflichtet, die Geräte pfleglich zu behandeln.
Unter der NS-Herrschaft wurden die Frauenvereine aufgelöst und deren soziale Arbeit an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt abgegeben. Vereinsbesitz wurde enteignet, aber die Margarethenspende hat überlebt, wovon man sich augenscheinlich im Gemeindezentrum überzeugen kann.
Am 21. Oktober 1945 entschlossen sich einige couragierte Damen, an der Spitze Frau Frieda Patzelt, Lehrerin an der Wasbeker Schule, den Frauenverein neu zu gründen. Noch einige Male hat das Durchsetzungsvermögen von Frau Patzelt den Verein vor der Auflösung bewahrt.
Vor dem 2. Weltkrieg lebten ca. 1 Mill. Menschen in Schleswig-Holstein, nach dem Krieg hatte sich die Zahl verdoppelt. Nachbarschaftshilfe war oberstes Gebot. Die Frauen leisteten Schwerstarbeit (Trümmerfrauen).
Weihnachten 1945 wurde eine Bescherung der Flüchtlinge durchgeführt. Es wurde von Haus zu Haus gesammelt, Dinge wie Küchengeschirr, Kleidung, Spielsachen und Kuchen. Mit Hilfe von Frl. Gerhard wurden die Sachen verteilt.
Die erste ordentliche Mitgliederversammlung wurde im Januar 1947 einberufen. Lt. Protokoll heißt es: Mitgliederzahl 74, Beitrag ¼ jährlich 0,50RM. Am 1. Januar 1947 hatten wir einen Kassenbestand von 309,60RM.
Für dieses Geld sollte der Inhalt des Schrankes vervollkommnet werden. Auf allgemeinen Wunsch soll te versucht werden, die Sachen an alle Einwohner Wasbeks auszugeben. Nichtmitglieder zahlten eine Leihgebühr von 1,00RM; für größere Sachen mehr.
Im Juni 1948 wurde die Deutsche Mark eingeführt. Jeder erhielt einen Kopfbetrag von 40,-DM und später nochmals 20,-DM. Der wirtschaftliche Aufstieg sorgte für wieder mehr Lebensqualität.
Schon im Januar 1949 fand der 1. Kartenspielabend mit 24 Damen im Café Lohmann statt, die spätere Pension Kröger von Irmgard Kröger in der Hauptstraße.
1 Jahr später, im Januar 1950, veranstaltete der Verein den 1. Vereinsball in Kühl`s Gasthof. Der unterhaltsame Teil bot Musikstücke und Gesangsdarbietungen der Singgruppe, die im April 1948 unter der Leitung von Frau Knauer, einer Lehrerin, gegründet worden war. Sketche vom Kaffeeklatsch, vom Arzt, der Gemüsefrau und vom Reinemachen standen auf dem Programm. Die Mitglieder führten einen Besentanz vor. Außerdem konnten sich die Gäste bei einer Tombola, der Kaffeestube und einer Schießbude vergnügen. Die Gewinne der Tombola und die Kuchen wurden von den Mitgliedern gestiftet. Der Reingewinn betrug 250,-DM.
Erstmalig im Mai 1950 wurde auf der Vorstandssitzung beschlossen, dass  Bürger über 70 Jahre mit Ehepartnern zu einer Kaffeetafel eingeladen werden sollte. Der sogenannte „Altenkaffee“ wird heute von der Kirche als Gastgeber und den Gemeinden ausgerichtet, aber immer noch von Damen des Frauenvereins unterstützt.
Auch der 1. Ausflug per Bus nach Ratzeburg mit 39 Mitgliedern fiel in diese Zeit.
Auf der Vorstandssitzung im September 1952 im Café Kröger stellte Frau Patzelt ihren Posten als 1. Vorsitzende zur Verfügung. Der Vorschlag wurde einstimmig abgelehnt. Sie ließ sich erweichen, was sonst gar nicht ihrem Typ entsprach, und stand weitere 18 Jahre an der Spitze des Vereins.
Frau Martha Kock, die in dieser Zeit den Margarethenschrank betreute, bat um Hilfe bei der Säuglingsbetreuung.
Wie überall gab es nicht nur eitel Sonnenschein im Verein. Unstimmigkeiten führten dazu, dass im Frühjahr 1954 die Prehnsfelder Damen, immerhin 18 an der Zahl, bis auf 2 Damen aus dem Verein austraten. Die Gründe dafür sind nicht bekannt, aber für Unruhe sorgte es damals allemal.
Im Oktober 1955 feierte der Verein im Café Kröger sein 10jähriges Stiftungsfest.
Veranstaltungen wie Altenkaffee, Tagesfahrten in Schleswig-Holstein, Kaffee- und Spieleabende sowie Vorträge standen auf dem Jahresprogramm.
Immer noch wurde für die Wöchnerinnen und die alleinstehenden, hilfsbedürftigen Kranken gekocht. Damen, die nicht bereit waren zu kochen, mussten 1,-DM in die Vereinskasse zahlen.
Der Sanitätsschrank wurde unterhalten, sanitäre Artikel und die Säuglingswaage bei den monatlichen Wiegestunden ausgeliehen.
Die noch lebenden Mitglieder des ersten Frauenvereins wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Es waren: Anna Rathje, Emma Bock, Marie Stolley und Rosa Grote.
Der Verein hatte 1964 eine Krise zu überwinden.
In einer Mitteilung an alle Mitglieder hieß es: „In seiner Sitzung vom 1. Mai 1964 hat der Vorstand des Frauenvereins einstimmig beschlossen, Ihnen vorzuschlagen den Frauenverein aufzulösen. Bitte tragen sie Ihren Stellungsnahmen ein. Es steht Ihnen frei, sich einem anderen Verband anzuschließen (DRK, Landfrauenverein usw.) Das Abstimmungsergebnis ist leider nicht protokolliert, ebenso ist der Grund für den Vorschlag  nicht bekannt, aber er wurde von den Mitgliedern nicht gebilligt.
Frau Patzelt blieb noch bis 1971 1. Vorsitzende, ihre Nachfolge übernahm Frau Anne Lobsien bis 1975. Frau Patzelt wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt.
Frische Elemente in den Vorstand und die Vereinsarbeit brachte dann Frau Ina Doose, die den Verein bis 1985 leitete. Bei ihrer Verabschiedung schenkte uns Frau Doose unser Vereinsemblem, (wunderschön: Die gebende und nehmende Hand, der Händedruck, die Korngarbe und die strahlende Sonne), das uns bis heute begleitet.
Gesellschaftliche Veränderungen und eine gezielte Politik zur Gleichstellung von Frauen und Männern beeinflussten die Lebensbereiche der Frauen erheblich. Emanzipation und Gleichberechtigung waren die Schlagwörter. Ein Umdenkungs- u. Lernprozess, angefangen schon in den frühen 60iger Jahren, prägte das Frauenbild in der Republik.
Auch im Wasbeker Frauenverein spürte man diese Entwicklung. Die sozialen Aufgaben in unserem Dorf übernahmen nach und nach andere Institutionen. Die Frauen suchten den Kontakt außerhalb der Familie. Viele jüngere Frauen traten nun in den Verein ein.
Auf der Jahreshauptversammlung am 16.März 1977 wurde eine Vereinssatzung beschlossen, die bis Mitte 2013 Gültigkeit hatte und erst jetzt überarbeitet wurde.
1985 bis 2003 übernahm Frau Lilly Rathje die Führung des Vereins.
2003 bis 2012 war Frau Dörte Kühl die 1. Vorsitzende, ihre Nachfolge übernahm 2012 Frau Gisela Nützel bis 2024. Seit März 2024 ist Beate Fischer die 1. Vorsitzende. 
Textquelle: 50jähriges Bestehen Rede von der damaligen Vorsitzenden Lilly Rathje